Interview mit Tinker Hatfield über seine Anfänge bei Nike
Wie alles begann...
Viele der heute schon als berühmt geltenden Schuhkreationen wie beispielsweise die aus der Kollektion Air Jordan stammenden Modelle, der Air Max 1, Air Max 90, Air Trainer 1, Air Zoom, Air Raid, Air Flight Huarache und Air Mowabb sind Schaffungen vom genialen Kopf.
Seine Geschichte
Zu Beginn seiner Karriere bei Nike liefen alle anderen Schuhe verkaufstechnisch eher schleppend, nur der Air Jordan ließ sich einige Millionen Mal an den Kunden bringen. Jedoch befanden sich auch noch circa eine viertel Million Exemplare in den Schuhregalen der Warenhäuser und in den Lagern.
Da man verzweifelt auf der Suche nach neuen Ideen war, rief Marketingchef Rob Strasser 1985 einen Wettbewerb unter allen im Unternehmen beschäftigten Designern aus, an dem auch Hatfield teilnahm.
Als damaliger Unternehmensarchitekt, verantwortlich für Schauraumgestaltungen, Geschäftsraumentwürfe und Bürogestaltungen konnte er sein Wissen aus dem Gebäudedesign in den Entwurf von Schuhen einfließen lassen. Leicht sollte er unter seinen Rivalitäten als Sieger hervorgehen. Durch seine sportliche Begeisterung, aktiv als Sprinter und Stabhochspringer, brachte ihm den nötigen Ansporn für die Herstellung eines guten Sneakers mit. Der Weg einer der besten Schuhdesigner zu werden war gelegt.
Was für eine Aufgabe bekamen die Gestalter im Wettkampf gestellt?
Peter Moore, künstlerischer Leiter, legte den Designern ein 24-Stunden-Problem vor, in dem sie den Auftrag hatten einen Schuh zu kreieren, der nicht nur athletische Eigenschaften besitzen sollte, sondern auch eine passende Geschichte hatte. Gleichzeitig musste er aber auch für den alltäglichen Bedarf geschaffen sein.
Mithilfe von Zeichnungen bereitete Hatfield eine Präsentation vor und blieb 24 Stunden lang wach. Was letztlich herauskam, waren Sneakers, die sowohl zum Joggen als auch zum Laufen geeignet waren. Diese besaßen ein sehr flaches Mittelprofil, welches vorher eigentlich für andere Zwecke als für einen Laufschuh diente. Da die anderen Wettbewerbsteilnehmer die Angelegenheit nicht wirklich ernst nahmen, hatte Hatfield leichtes Spiel und man offenbarte ihm: „Du bist kein Architekt mehr!“. Er nahm die Herausforderung gerne an, weil die Entlohnung im Architektengeschäft nicht dem mit der Arbeit verbundenen Aufwand entsprach, was im Schuhbereich anders gehandhabt wurde.
Wird er immer noch von Leuten nach dem erschaffenen Design gefragt?
Diese Frage kann man klar mit „Ja!“ beantworten. Wäre dies nicht der Fall, so hätte er seinen Job damals nicht gut erledigt. Der gegenwärtig ernannte Verkaufschef Ron Hill, zuständig auch für das Management, ist eher der konservative Verkaufstyp. Diesem ein Design vorzulegen würde ganz klar herauskristallisieren, ob ein Schuh Erfolg haben könnte oder nicht. Wenn Hill sagen sollte: „Das ist das Schlimmste, das ich je gesehen habe! Was willst du damit erreichen?“, so hätte Hatfield sofort gewusst, er wäre auf dem richtigen Weg gewesen, einen Kassenschlager zu entwickeln.